Durch Bereitsstellung von Geldern aus dem Umweltministerium kann Moorrenaturierung zügig umgesetzt werden
Die Aktionsgemeinschaft renaturiert seit 30 Jahren Moorstandorte im Burgwald aus Mitgliederbei-trägen, Spendengeldern und mit unermüdlichem körperlichem Einsatz ihrer Mitglieder bei den monatlichen Arbeitseinsätzen. Wir freuen uns sehr, inzwischen dabei auch tatkräftige Unterstützung von Hessen-Forst zu bekommen sowie über die finanzielle Förderung vom Hessischen Umwelt-ministerium.
Moore sind einzigartige Lebensräume und in ihrer Existenz, auch in Deutschland, extrem stark bedroht. Dass sie zudem auch ein Beitrag zum Klimaschutz leisten, hat inzwischen auch die Politik erkannt und fördert die Revitalisierung von Burgwaldmooren aus Mitteln des Hess. Biodiversitätsfonds.
Bereits 2017 flossen vom Land Gelder in den Burgwald, um ehemalige Moorflächen südwestlich der Franzosenwiesen von Bewuchs zu befreien. Das Management hat dabei in dankenswerter Weise Hessen-Forst übernommen.
Dieser Erfolg hatte eine lange Vorgeschichte. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hatten wir viele renaturierungsfähige Flächen im Burgwlad identifiziert und kartiert. Die meisten davon liegen noch außerhalb der Naturschutzgebiete und sind hochschützenwerte Lebensräume. Unsere Ideen und Vorschläge zur Renaturierung weiterer Flächen wurden immer wieder bei Hessen-Forst und auch im Ministerium vorgetragen und die Notwendigkeit ihrer Umsetzung, auch und besonders in Zeiten des Klimawandels betont. Moore sind ein wertvoller Kohlenstoffspeicher.
Nach mehreren kleinen und mittelgroßen Projekten seit 1989 haben wir im Jahr 2005 modellhaft einen Moorbereich südlich der Franzosenwiesen begonnen zu renaturieren. Projektkosten in Höhe von 70.000 Euro haben wir aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen zusammengetragen.
Für einen auf ehrenamtlicher Basis tätigen Verein bedeutete dies einen enormen Kraftakt.
Deshalb sind wir außerordentlich froh, dass nun die Förderung weiterer Renaturierungsmaßnahmen innerhalb des Burgwalds aus Landesmitteln bereitgestellt wird.
Die Mittel für die Moorrenaturierung stammen aus dem Integrierten Klimaschutzplan des Landes Hessen und aus der Biodiversitätsstrategie.
Entlang von Schneisen war das Moorwachstum auf der für die Renaturierung ausgewählten Fläche nicht zu stoppen. Hier im südwestlichen Bereich der Renaturierungfläche wurden im Vorfeld der Maßnahme über einen Meter dicke Torfmächtigkeiten gemessen.
Kleine Wassertümpel mit Torfmoosvorkommen, die sich selbst im Sommer zwischen den Fichten fanden, zeugten vom Potential der Fläche.
Bereits im Herbst 2016 wurde zusammen mit dem Revierleiter die Abgrenzung der Renaturierungs- fläche festgelegt.
Im Herbst 2017 begann die Rodung der Nadelgehölze. Um die vorhandenen Moor- und Waldböden zu schonen, haben wir uns für die teurere Variante entschieden, nämlich die Bestockung mit Hilfe eines mobilen Seilkranes herauszuziehen.
Ein circa 300 Meter langes Seil wurde an einem gegenüber stehenden Baum befestigt und dann quer über die Fläche gespannt und mehrmals im Laufe der Arbeiten versetzt.
Die gefällten Bäume wurden mit dem Laufwagen der Krananlage über die Fläche zur Forststrasse gezogen. Damit entfiel das bodenverdichtende Befahren des Bodens durch schwere Holzernte-maschinen. Das anfallende Holz wurde am Rand des Hauptweges gelagert und zeitnah einer Verwertung zugeführt.
Einzelne Kiefern und Birken blieben erhalten.
An vielen Stellen konnte man nach der Gehölzentnahme wassergefüllte Bodenbereiche erkennen.
Auch die ehemaligen Drainagegräben, die noch immer für ein Ableiten des Wassers aus der Fläche verantwortlich waren, ließen sich nach der Rodung gut ausmachen.
Kleinere und ein größerer Tümpel kamen förmlich ans Licht und können sich künftig wieder zu wertvollen Lebensräumen entwickeln.
Inspizierung der Fläche im Winter 2017/18, nach leichtem Schneefall lassen sich die noch aktiven Drainagegräben deutlich ausmachen.
Zusammen mit unserem Forstamtsleiter Herrn Leicht und dem Biologen Philipp Küchler wurde im Februar 2018 der Verlauf der Draingräben markiert, die in einer zweiten Maßnahme verfüllt werden sollten. Das weitere Ableiten des Wassers aus den Moorflächen soll damit eingedämmt werden, damit möglichst viel Wasser für das neu wachsende Moor zur Verfügung steht.
In einem letzten Schritt wurde zusammen mit Vertretern des Forstamtes Burgwald, Oberer und Unterer Naturschutzbehörde, sowie die Maßnahmen beratend begleitenden Biologen die Abmessungen und die Lage der geplanten Teiche festgelegt.
Die erste und kleinere der beiden vorgesehenen Wasserflächen entstand im Oktober 2018. Mit dem Aushub der Teiche werden die Drainagegräben verfüllt.
Einer der Gräben nach seiner Verfüllung.
Der Größere der beiden Teiche bei seiner Entstehung. Mittlerweile schon im Ruhestand, musste Herr Becker noch mal als Baggerfahrer ran. Er hatte vor 15 Jahren auch unsere Maßnahme in der Abteilung 2125 erstellt. Erfahrung ist bei solchen Maßnahmen unabdingbar. Er hatte auch sichtbar Freude an seiner Arbeit.
Im November 2018 ist auch der größere Teich fertiggestellt. Nun fehlen nur noch die lang ersehnten Niederschläge, die bei der Befüllung der Teiche helfen sollen.
Im Dezember 2018 kam endlich der erhoffte Regen, die ausgehobenen Teiche füllen sich.
In 2022 hat sich die Vegetation am Rande des Gewässers ausgebreitet, so dass der etwas unharmonisch wirkende Damm weniger störend ins Auge fällt. Auch zahlreiche Tierarten haben sich angesiedelt. Inzwischen konnten schon mindestens 26 verschiedene Libellenarten hier beobachtet werden, von denen die Mehrzahl sich auch reproduziert.
Auch die neu angelegten Stillgewässer leiden unter den Auswirkungen des Klimawandels. Zwar sind in den Extremsommern der letzten Jahre die kleineren Tümpel ausgetrocknet, doch konnte der größere Teich selbst im Sommer 2022 eine nennenswerte Restwassermenge halten. Dem nahegelegenen Moorweiher gelang dies hingegen nicht, erstmals ist dieses, bei vielen Burgwald-Besuchern bekannte Gewässer, in 2022 vollkommen trocken gefallen.
Nach den ergiebigen Niederschlägen im Winterhalbjahr zeigt sich der große Teich im April 2023 sehr gut gefüllt. Der Wasserzufluss aus den von der Nadelholzbestockung freigeräumten umgebenden Flächen, lässt sich am Ufer auf breiter Fläche beobachten.
Bleibt zu hoffen, dass der Sommer 2023 nicht mit erneuten Hitzerekorden und extremen Dürrephasen daherkommt.