Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
Noch in den achtziger Jahren waren Beobachtungen der Feuerlibelle (Crocothemis erythraea) in Hessen ausgesprochen seltene Glücksfälle, die aus dem Mittelmeerraum eingewanderten Tieren zu verdanken waren. Mittlerweile ist diese wärmeliebende Art in weiten Teilen Hessens verbreitet und gilt gebietsweise sogar als bodenständig.
Ob diese bemerkenswerte Bestandsentwicklung auf eine mögliche Klimaveränderung zurückzuführen ist, wird unter Fachleuten diskutiert. Inzwischen lassen sich die Tiere selbst im zentralen Burgwald entdecken, wie das oben gezeigte Weibchen, welches im Bereich der Franzosenwiesen gefunden wurde, dokumentiert. Ob diese Art hier allerdings auch reproduziert bleibt fraglich.
Die Feuerlibelle trägt ihren Namen durch die intensive rote Färbung der Männchen, die Weibchen sind unauffällig blass-braun gefärbt.
Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons)
Schon als kleine Sensation kann man den Fund der hier gezeigten Libelle verbuchen, der im zentralen Burgwald im Sommer 2016 gelang.
Es handelt sich um ein Männchen der Östlichen Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons), eine bundesweit sehr seltene Art, deren aktuelle Vorkommen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Niedersachsen und Bayern liegen.
In Hessen gab es bislang nur Einzelfunde dieser Art in den Jahren 2012 (Lahnberge, MR, v. Blanckenhagen) und 2013 (Rodgau, Krs. OF, Adelmann), so dass der Fund im Burgwald überhaupt erst der dritte gesicherte Nachweis dieser Libellenart für unser Bundesland darstellt!
Der seltene Fund gelang übrigens an "unserem" Teich, welcher im Rahmen unseres Moor-Renaturierungsprojektes südlich der Franzosenwiesen vor einigen Jahren neu geschaffen wurde.
Inzwischen konnte im Sommer 2017 südlich von Frankfurt von Benno v. Blanckenhagen eine kleine Population dieser Art festgestellt werden, wobei auch erstmals der Nachweis von erfolgreichen Reproduktionen der Art erfolgte. Somit kann man die Östliche Moosjungfer neuerdings zu den bodenständigen hessischen Arten zählen.
Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)
Foto oben: Männchen; Foto unten: frisch geschlüpftes Weibchen
Rote Liste Hessen: "gefährdet" (3), Rote Liste BRD: "gefährdet" (3)
Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)
Oberes Foto: Männchen; unteres Foto: Weibchen.
Foto unten: Paarung
Rote Liste Hessen: "vom Aussterben bedroht" (1), Rote Liste BRD: "gefährdet" (3)
Plattbauch (Libellula depressa)
Foto oben: frisch geschlüpftes Weibchen
Foto oben: unausgefärbtes Männchen; Foto unten: geschlechtsreifes Männchen
Im Alter kann sich die Färbung der Weibchen der der Männchen annähern, so wie bei dem oben gezeigten Plattbauch-Weibchen. Dieser Effekt ist auch bei anderen Arten zu beobachten und ist ein weiterer "Stolperstein", der Ungeübten die Bestimmung von Libellen erschweren kann.
Vierfleck (Libellula quadrimaculata)
Das obige Foto zeigt einen frisch geschlüpften Vierfleck, mit der verlassenen Larvenhaut (Exuvie) darüber.
Alle Libellen entwickeln sich als relativ unscheinbare Larven in Gewässern, wo sie, je nach Art, wenige Monate bis zu maximal fünf Jahre verbringen. Hier ernähren sie sich räuberisch von Kleinkrebsen, Würmern und den Larven von Wasserinsekten und durchlaufen in dieser Zeit bis zu 15 Häutungen. Ist die Larvalentwicklung abgeschlossen, benötigt die Larve noch einige Tage der Vorbereitung, in denen sie ihre Atmung von Kiemen- auf Luftatmung umstellt und ihre Brust und Flügelscheiden anschwellen.
Schließlich verlässt die Larve, bei den meisten Arten frühmorgens, das Wasser und klettert an senkrechten Pflanzenstängeln empor. Hier platzt schließlich die Larvenhaut auf und die Imago, das geflügelte "Vollinsekt", schiebt sich heraus. Die noch lappig zusammen gefalteten Flügel und der Hinterleib werden mit Körperflüssigkeit "aufgepumpt" und somit gestreckt und härten allmählich aus. Nach einer Weile bewegt die Libelle ihre ausgebreiteten Flügel und startet zu ihrem Jungfernflug.
Der gesamte Schlüpfvorgang kann bis zu drei Stunden dauern. Während dieser Zeit sind die Tiere ihren Feinden oder auch den Launen der Witterung völlig hilflos ausgeliefert. So fallen viele Libellen z.B. den Angriffen von Vögeln, Spinnen oder auch Ameisen zum Opfer und durch plötzliche Regenschauer oder heftige Winde besteht die Gefahr, dass Körperteile verkleben und die Tiere verkrüppeln.
Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)
Das obige Foto zeigt ein Weibchen, das untere ein Männchen.
Rote Liste Hessen: "stark gefährdet" (2)
Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coerulescens)
oben: Männchen; unten: Weibchen
Diese Art gehört nach wie vor zu den seltensten Libellen in Hessen.
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Foto oben: frisches Weibchen; Foto unten: betagtes Weibchen
Foto unten: Männchen
Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)
Die Art besiedelt gerne saure und moorige Gewässer und kommt im Burgwald noch in großer Anzahl vor. Hingegen berichtet der Arbeitskreis "Libellen in Hessen" von einem dramatischen Rückgang der Bestände in den letzten Jahren, welcher die Vorkommen der Schwarzen Heidelibelle vor allem in Mittel- und Südhessen ausgelöscht oder stark dezimiert hat.
Rote Liste Hessen: Art der Vorwarnliste (V).
Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)
Foto oben: Männchen; Foto unten: Weibchen
Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)
Foto oben: Männchen; Foto unten: Weibchen
Foto unten: Kopula
Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Foto oben: Männchen; Foto unten: Weibchen
Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii)
Die Frühe Heidelibelle zählt zu den mediterranen Arten, die bei geeigneten Wetterbedingungen aus dem Süden in oft größerer Zahl zu uns einfliegen. Es entwickeln sich hier zwar Nachkommen der eingewanderten Tiere, dauerhafte bodenständige Vorkommen können in Deutschland jedoch nur selten beobachtet werden. Es wird vermutet, dass sich zumindest ein Teil der bei uns geschlüpften Tiere wieder auf die Rückreise in die südlich gelegenen Ursprungsgebiete begibt.
Das obige Foto zeigt ein Männchen, das untere ein Weibchen.
Südliche Heidelibelle (Sympetrum meridionale)
Mit der Südlichen Heidelibelle hat eine weitere Art ihren Weg in die Burgwald-Region gefunden, die ursprünglich eher in den süd-(öst-)lichen Regionen Europas beheimatet war und sich im Zuge des Klimawandels weiter in nördliche Richtung ausbreitet.
Erst seit 2007 gilt die Art in Hessen als bodenständig, seither erobert sie vor allem die niedriger gelegenen Landesteile und besitzt dabei einen Verbreitungsschwerpunkt in der Wetterau.
Das hier gezeigte Weibchen wurde kürzlich in der Nähe von Wollmar entdeckt, es ist der erste bekannte Fund der Art im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Damit erhöht sich die Zahl der im und um den Burgwald herum auftretenden Arten auf 46!