Bei dem Begriff "Biene" werden wohl die meisten Menschen an die bekannteste, nämlich die Honigbiene (Apis mellifera) denken. Dabei ist sie nur eine von den in Deutschland vorkommenden 550 Bienenarten. Sie nimmt jedoch als "Haustier" eine Sonderstellung unter den Bienen ein und alle anderen Arten, einschließlich die der Gattung der bekannten "Hummeln", werden ihr als "Wildbienen" gegenübergestellt. Es gibt wohl kein anderes Insekt über welches so viele Bücher verfasst wurden wie die Honigbiene und als Honig- und Wachslieferant genießt sie eine große Sympathie. Dabei ist die Lebensweise der meisten Wildbienen nicht weniger faszinierend und erst allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, welch immens wichtige Bestäubungsarbeit an Wild- und Kulturpflanzen auch von den Wildbienen geleistet wird.
Von den gennanten 550 Bienenarten finden sich derzeit 284 Arten (52%) in der Roten Liste von Deutschland wieder.
Graue Sandbiene (Andrena cineraria)
Die Gattung Andrena ist mit über 100 Arten eine der artenreichsten Bienengattungen in Deutschland. Als Sand- oder Erdbienen bauen alle Arten ihre Nester im Erdboden, viele von ihnen kolonienweise. Bevorzugt werden offene, sandige Böden, Löss oder Lehm, in welche die, je nach Art unterschiedlich langen, Brutröhren gegraben werden. An deren Ende befinden sich meist mehrere Brutzellen, die von den Bienenweibchen mit Blütenpollen und Nektar versehen und schließlich mit einem Ei belegt werden.
Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)
Diese Art sammelt als Nahrungsvorrat für ihre Larven Pollen und Nektar ausschließlich von blühenden Weidensträuchern. Sie nistet gerne gesellig und kann an geeigneten Stellen sehr individuenreiche Kolonien bilden. Das Bild zeigt eine kleine Kolonie am Sportplatz von Mellnau. Erkennbar sind die kleinen Sandhäufchen, die sich rings um die Nesteingänge durch das ausgegrabene Bodenmaterial bilden.
Die Rotpelzige Sandbiene (Andrena fulva) fliegt ebenfalls zwischen März und Mai. Ihre fuchsrote Behaarung macht sie unverwechselbar.
Die Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoa) erkennt man an der rotgelben Behaarung des Thorax, die sich auch an einem kleinen Schopf an der Hinterleibsspitze zeigt. Wie die oben abgebildeten Arten gehört auch diese zu den weit verbreiteten und relativ leicht bestimmbaren Mitgliedern der Gattung. Der überwiegende Teil der Andrena-Arten lässt sich im Freiland oder anhand von Fotos kaum bestimmen.
Ein Männchen der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) (Foto oben), der häufigsten Mauerbienen-Art. Sie fliegen bereits im zeitigen Frühjahr und sind auch nicht selten Gäste in Gärten im Siedlungsbereich. Die Weibchen bauen ihre Nester in länglichen Hohlräumen mit Durchmessern von 5-10mm und nehmen auch gerne Nisthilfen wie Bambusstäbe und durchbohrte Holzklötze an. In ihnen werden die mitunter mehr als zehn Brutzellen hintereinander angelegt und mit selbstgemischtem Lehm voneinander abgetrennt. Eine besonders massive Lehmwand schließt zuletzt die Nestöffnung ab. Foto unten: Kopula der Roten Mauerbiene.
Die Männchen der Gemeinen Pelzbiene (Anthopora plumipes) fallen durch ihre lange Behaarung an den Fußgliedern auf. Diese Art nistet in Steilwänden, wie Böschungen, Hohlwege aber auch lehmverputztem Mauerwerk, in welche sie kurze, dünne Gänge gräbt.
Bei der schönen Pracht- (oder Weißfleckige-) Trauerbiene (Melecta luctuosa) handelt es sich um eine sogenannte "Kuckucksbiene". Sie legt ihre Eier in die Nester von Pelzbienen (Gattung Antophora). Die sich entwickelnde Larve der Trauerbiene tötet zunächst die Larve der Wirtsbiene und ernährt sich dann von dem Nahrungsvorrat, welchen die Pelzbiene eingetragen hat.
Die Art gilt als selten und wird in den Roten Listen Hessens und der BRD 2011 als "gefährdet" (3) geführt.
Diese Wollbiene (Gattung Anthidium) besitzt eine wespenähnliche Färbung. Als Baumaterial für ihre Brutzellen, die in kleinen Hohlräumen angelegt werden, verwenden die Weibchen abgeschabte weiche Behaarung von Pflanzen.
Die eindrucksvolle Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) ist unsere größte einheimische Bienenart. Ihr Habitus erinnert eher an eine Hummel, deren Körpergrößen sie aber meist noch überbietet. Sie nagt ihre Nistgänge in altes Holz und ist auch mitunter im Siedlungsbereich zu finden. Die friedlichen Brummer gelten als ausgesprochen wärmeliebend und haben sich erst in den letzten Jahren, aus südlichen Regionen kommend, auch bei uns etabliert.
Die Wespenbienen (Gattung Nomada) zählen zu den "Kuckucksbienen". Die ca. 70 mitteleuropäischen Arten schmarotzen bei anderen Bienen-Gattungen, vorwiegend bei Sandbienen (Gattung Andrena). Manche Arten besitzen eine enge Bindung an nur eine einzige Wirtsart.
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