Waldgrille (Nemobius sylvestris)
Noch bis weit in den Herbst hinein kann man mit etwas Glück die Waldgrille an sonnenbeschienenen Waldrändern im Burgwald entdecken. Allerdings lebt das kleine, flinke Tier eher heimlich in der Laubstreu, wo es sich bei Störung schnell hinein zurückzieht. So ist die Art bei uns zwar durchaus weit verbreitet, den meisten Waldbesuchenden aber dennoch kaum bekannt.
Das Foto zeigt ein adultes Weibchen, gut erkennbar an der langen dünnen Legeröhre.
Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens)
Offenbar erstmals für den Burgwald nachgewiesen wurde im Sommer 2020 ein kleines Vorkommen der Blauflügeligen Ödlandschrecke am südwestlichen Burgwaldrand.
Die wärmeliebende Art breitet sich aufgrund des Klimawandels derzeit in Deutschland aus und war nach Aussage des "Netzwerkes Heuschrecken in Hessen" im Landkreis Marburg-Biedenkopf bisher lediglich aus den Bereichen Lohra und Ebsdorfergrund bekannt. Der Fundort am Burgwald gilt aktuell als der nördlichste in Hessen.
Die Art bevorzugt trockene, häufig steinige oder sandige Habitate mit einer schütteren Vegetation. Durch ihre wirkungsvolle Tarnfarbe ist die Blauflügelige Ödlandschrecke in der Vegetation nur sehr schwer auszumachen und so vor Nachstellungen relativ gut geschützt. Kommen ihr potentielle Fressfeinde doch zu nahe, fliegen die sehr flugtüchtigen Tiere auf und zeigen dabei ihre strahlend blau gefärbten Hinterflügel. Kurz bevor sie nach wenigen Metern wieder landen, verbergen sie ihre auffallenden farbigen Flügel und schlagen im Flug einen Haken. So entziehen sie sich ihren möglichen Feinden, die durch die markante Flügelfärbung zwar die Flugbahn der Heuschrecke leicht nachverfolgen, aber ihren Landepunkt an anderer Stelle vermuten.
In der Hessischen Roten Liste wird diese Art als "gefährdet" (3) geführt, für Gesamt-Deutschland gilt sie als "Art der Vorwarnliste" (V).
Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima)
Das Grüne Heupferd gehört zu unseren größten Heuschrecken und ist weit verbreitet. Entgegen ihrem Image als "Pflanzenvernichter" besteht die Nahrung dieser Heuschreckenart in erster Linie aus anderen Insekten, wie Fliegen, Raupen oder Käferlarven. In Gärten oder auf landwirtschaftlichen Flächen dient das Grüne Heupferd also als biologischer Schädlingsbekämpfer!
Ein Grünes Heupferd häutet sich zum "fertigen" Insekt.
Mit seinem schwertartigen Legebohrer versenkt das Weibchen seine Eier tief im Erdreich.
Der "Gesang" der Männchen ist mehrere dutzend Meter weit hörbar.
Die Gemeine Sichelschrecke gilt als sehr wärmeliebende Art. Noch Anfang der 70er Jahre lag die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes etwa auf der Linie des Mains. Inzwischen hat sie ihr Areal deutlich in nordwestliche Richtung ausgebreitet.
Foto oben: Männchen; Foto unten: Weibchen
Das weibliche Tier wurde von einem Parasitoiden befallen, erkennbar an den dunklen Punkten auf dem Hinterleib.
Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale)
Die ursprünglich als ostmediterran geltende Art ist erst seit wenigen Jahrzehnten auch aus Deutschland bekannt. Seit ihren Erstfunden in Baden-Württemberg in den 60er Jahren hat sie sich inzwischen bis nach Norddeutschland ausbreiten können, was offenbar auch auf Verschleppung durch den Menschen zurückzuführen ist.
Gemeine Eichenschrecke (Meconema thalassinum)
Weibchen der Gemeinen Eichenschrecke bei der Eiablage an den Stammfuß einer Rotbuche.
Oberes Bild Weibchen, unteres Bild Männchen.
Gut getarnt sitzt dieses Weibchen einer Kurzflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) in der hohen Vegetation am Rand eines Teiches.
Die Art ist an feuchte bis nasse und gut besonnte Lebensräume, wie Überschwemmungsflächen, Uferbereiche und Verlandungszonen, Gräben und staunasse Bodensenken gebunden. Besiedelt werden Seggenriede, Röhrichte, Streuwiesen und Nassbrachen. Eine größere Bedeutung für eine dauerhafte Besiedlung kommt dabei der vorhandenen Vegetationsstruktur zu, die meist über einen Meter hoch sein muss. Häufige "Pflege" solcher Habitate durch Mahd fährt hingegen zum Verschwinden dieser Heuschrecke.
Die Kurzflügelige Schwertschrecke wird in der Roten Liste Hessens (1995) als "gefährdete Art" eingestuft (3).
Das obige Foto zeigt wie eine Kurzflügelige Schwertschrecke von einer Hornisse angegriffen und überwältigt wird.
Im zentralen Burgwald finden sich auf Pfeifen- und Borstgraswiesen sowie in Zwergstrauchheiden noch stabile Bestände der in Hessen seltenen Art.
Rote Liste Hessen: "gefährdet" (3)
Wie ihr Name schon vermuten lässt, besiedelt die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) ausschließlich Feuchtgebiete. Man findet sie bei uns auf Feucht- und Nasswiesen, entlang von Grabenrändern und im Uferbereich von Stillgewässern, allerdings meist nur in geringer Anzahl.
Die in ihrer Grundfärbung olivgrünen bis braunen Tiere erkennt man an dem gelben Streifen am Vorderrand der Flügel, an den roten Unterseiten der Hinterschenkel und den gelben, mit starken Dornen versehenen Hinterschienen. Ausgewachsene Weibchen können durchaus eine Körperlänge von 4 cm erreichen.
Durch die Entwässerung ihrer Lebensräume und die Nutzungsintensivierung auch feuchten Grünlandes sind ihre Bestände bundesweit stark zurückgegangen. Diese Art gilt daher inzwischen als Indikator für intakte Feuchtgebiete. Die Rote Liste Hessens führt sie als "gefährdet" (3).
Foto oben Weibchen, Foto unten Männchen
Die meisten Individuen einer Population besitzen reduzierte Flügel und sind demnach durch ihre Flugunfähigkeit nur wenig mobil. Daneben gibt es vereinzelt Tiere mit voll entwickelten Flügeln, wie das Männchen auf dem unteren Foto. Diese dienen der Ausbreitung der Art und besiedeln neue Areale.
Bei diesem Foto einer Kopula werden der Größen- und Farbunterschied zwischen den Geschlechtern deutlich
Rote Listen Hessen: "gefährdet" (3)
Im Bild ein Männchen.
Rote Liste Hessen: Art der Vorwarnliste (V).
Männchen
Der Gemeine Grashüpfer ist eine weit verbreitete und, bezogen auf seinen Lebensraum, recht anspruchslose Art. Die Färbung ist sehr variabel, so dass auch solch hübsch gezeichnete Tiere wie das oben gezeigte Weibchen vorkommen können. Foto unten: Kopula
Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus)
Die Art findet sich bevorzugt in feuchten Grünlandhabitaten, wie Feuchtwiesen und Mooren. Das gezeigte Weibchen stammt aus dem zentralen Burgwald.
In der hessischen wie auch in der deutschen Roten Liste wird die Art in der Vorwarnliste (V) geführt.
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