Die Vorfahren unserer Bärlappgewächse besiedelten schon vor über 300 Millionen Jahren die tropisch-warmen Wälder des Karbon-Zeitalters. Die damals baumhohen Gewächse waren maßgeblich an der Entstehung unserer Steinkohlevorkommen beteiligt. Heute sind alle Bärlapp-Arten unscheinbare und in ihrer Gestalt eher kleine Pflanzen, die zudem in ihrem Bestand mehr oder weniger stark gefährdet sind.
Die Bärlappe sind eine Artengruppe, für die der Naturschutz im Burgwald eine besondere Verantwortung hat.
Von den noch fünf bekannten Arten sind nur zwei im Burgwald häufiger zu finden, der Sprossende Bärlapp (Lycopodium annotinum) und der Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum).
Der Sprossende Bärlapp (Lycopodium annotinum) ist das häufigste der fünf im Burgwald aktuell nachgewiesenen Bärlapp-Gewächse. Gewöhnlich findet man ihn an eher frischen Standorten entlang der Forstwege.
Nahe Mellnau existiert in einem lichten Kiefern-Fichten-Forst allerdings ein Vorkommen mit einer Ausdehnung von mehreren Hundert Quadratmetern, wo die Pflanze einen fast flächendeckenden Bestand bildet. Es dürfte sich dabei um das größte Vorkommen im Burgwald, vermutlich sogar in ganz Hessen handeln.
Mit seinen kriechenden Ausläufern verbreitet sich die Art über den Waldboden.
Die Rote Listen Hessens (2019) und Deutschlands (2018) führen den Sprossenden Bärlapp in der Kategorie "Vorwarnliste"(V).
Die ährenförmigen Sporenstände des Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum) befinden sich am Ende von stielartigen, aufrechten Ästen, wodurch die namensgebende Keulenform entsteht.
Nach der Schneeschmelze im Frühling leuchten die vertrockneten Sporenstände des Keulen-Bärlapps wie kleine Getreide-Ähren zwischen dem alten Heidekraut hervor. Während die übrige Pflanze auch im Winter grün bleibt, sterben die letztjährigen Sporenstände ab und nehmen eine fast goldene Färbung an.
Rote Liste Hessen 2019: "gefährdet" (3)
Rote Liste BRD 2018: "gefährdet" (3)
In Hessen waren bis vor Kurzem lediglich sechs Standorte des seltenen Sumpfbärlapps (Lycopodiella inundata) bekannt, von denen sich zwei im Burgwald befanden. In 2012 konnten wir auf der durch die Aktionsgemeinschaft initiierten Renaturierungsfläche südlich der Franzosenwiesen einen Spross dieser Art neu entdecken. Hier entstand folglich der siebte Standort in unserem Bundesland! Anfang 2020 gelang uns sogar ein weiterer Fund im Burgwald im Bereich des Hungertales.
Die Art nutzt häufig in Renaturierungsflächen offene nasse Sandböden und verschwindet mit der Ansiedlung hochwachsender krautiger Vegetation wieder. Durch fortschreitende Maßnahmen und das sich damit immer wieder erneuernde Angebot an Offenböden kann sich die Art hoffentlich weiter im Burgwald ausbreiten.
Rote Liste Hessen 2019: "vom Aussterben bedroht" (1)
Rote Liste BRD 2018: "gefährdet" (3)
Bei einer unserer geführten Wanderungen wurde durch Zufall der seltene Tannenbärlapp (Huperzia selago) mit einem ansehnlichen Bestand wiederentdeckt. Inzwischen konnte sogar ein weiterer Standort gefunden werden, so dass wir derzeit über insgesamt drei Bestände im Burgwald Kenntnis besitzen.
Tannenbärlapp im Schnee
Die Rote Liste Hessen 2019 weist den Tannenbärlapp als "stark gefährdet" (2) aus.
Rote Liste BRD 2018: Art der Vorwarnliste (V)
Als problematisch dagegen ist die Situation der im Burgwald vorkommenden Flachbärlappe zu bezeichnen. Einige ehemals existierende Standorte sind inzwischen vollkommen verschwunden. An der ursprünglich letzten bekannten Stelle wirkten die Pflanzen wenig vital und breiteten sich nicht weiter aus. Sporenstände haben sich hier seit Jahren nicht mehr entwickelt. Mögliche Ursachen können in der zunehmenden Beschattung durch umstehende Nadelbäume, der konkurrierenden Moosbedeckung des Bodens und dem Eintrag von Schadstoffen aus der Luft zu finden sein. Nach behutsamen Pflege-maßnahmen durch den örtlichen Revierförster scheint sich der Bestand allerdings inzwischen (2020/2021) zu stabilisieren, die wenigen verbliebenen Pflanzen wirken erkennbar robuster und auch junge Sprosse können wieder hier und da gefunden werden.
Die oberen Fotos zeigen Exemplare aus dem vermeintlich letzten bekannten Bestand im Burgwald. In früheren Publikationen wurde dieser Flachbärlappbestand als Zeillers Flachbärlapp (Diphasiastrum [Diphasium / Lycopodium] zeilleri) beschrieben. Neuere Untersuchungen hingegen kommen zum Ergebnis, dass es sich hierbei um den Gewöhnlichen Flachbärlapp (Diphasiastrum complanatum) handelt. (Huck+Sonnberger 2007)
In ganz Hessen lassen sich von dieser Art nur noch vier Standorte (2007) finden, so dass die Rote Liste Hessens 2019 diese Art als "vom Aussterben bedroht" (1) angibt.
Auch die übrigen drei in Hessen bekannten Flachbärlapp-Arten kommen landesweit nur noch an einzelnen kleinen Stellen vor und sind mancherorts vom völligen Verschwinden bedroht.
Als sensationell kann man daher den Fund von zwei weiteren kleinen Flachbärlapp-Vorkommen werten, die vor wenigen Jahren im Rahmen von Biotopkartierungen im Burgwald neu entdeckt wurden! Offenbar handelt es sich bei ihnen ebenfalls um den Gewöhnlichen Flachbärlapp. Ein Bestand zeigte sogar vitale fertile Pflanzen, die mehrere Sporenstände ausbildeten. So bestand die Hoffnung, dass sich die Pflanzen über ihre Sporen weiter verbreiten und langfristig zum Erhalt der Flachbärlapp-Vorkommen im Burgwald beitragen könnten. Leider hat sich der Zustand dieses Bestandes inzwischen deutlich verschlechtert und leidet offenbar besonders unter der die Sprossen bedrängenden umgebenden Vegetation.