Silbergrüner Bläuling (Polyommatus coridon)
Nicht nur naturinteressierte Menschen hatten es bemerkt: das Jahr 2018 bot nicht nur einen "Jahrhundertsommer", auch an Insekten herrschte im Vergleich zu den letzten Jahren kein Mangel.
Bei den seit Anfang April herrschenden optimalen Entwicklungbedingungen war dies kein Wunder und so konnte man auch im Burgwald auffallend viele und zum Teil auch zahlreiche sonst wesentlich seltener auftretende Schmetterlingsarten finden.
Dabei gelang Anfang August im zentralen Burgwald ein durchaus ungewöhlicher Fund: am Rande "unseres" Teiches südlich der Franzosenwiesen konnte ein Silbergrüner Bläuling, möglicherweise erstmals im Burgwald, beobachtet werden.
Diese Art ist üblicherweise in Kalkgebieten zuhause, da hier ihre einzige Raupennahrungspflanze, der Hufeisenklee, vorkommt.
Das gefundene Bläulingsmännchen dürfte daher aus einer anderen Region, in der es sich entwickelt hat und wo evtl. ein "Falter-Überschuss" herrschte, eingeflogen sein. Die nächstgelegenen Vorkommen dieser Art liegen wohl im Bereich des Edersees.
Generell ist die Art in Hessen relativ selten, sie gilt als "gefährdet", bei uns in Mittelhessen gar als "vom Aussterben bedroht".
Auch wenn sich die Art bei uns wohl kaum wird etablieren können, ist mit diesem Fund bereits die 54. Tagfalterart im Burgwald beobachtet worden.
Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus)
Weit verbreitet und in seinem Bestand noch nicht gefährdet ist der Hauhechel-Bläuling, die häufigste "blaue" Bläulingsart (Männchen).
unteres Foto: Weibchen
Seine Raupen nutzen eine Vielzahl von Schmetterlingsblütlern, wie diverse Klee-, Hauhechel-, Luzernearten und Bunte Kronwicke. Die Falter fliegen in mehreren Generationen von Mai bis Oktober und finden sich vor allem in blumenreichen, nicht überdüngten Biotopen des Offenlandes.
Rotklee-Bläuling (Cyaniris semiargus)
Die Geschlechter vieler Bläulingsarten unterscheiden sich in ihrer Färbung recht deutlich voneinander. Meist sind es die Männchen, die auf den Flügeloberseiten die namensgebende blaue Farbe besitzen. Wie auch beim Rotklee-Bläuling sind dagegen die Weibchen oberseits eher unauffällig gefärbt. Sie weisen zumeist eine braune Grundfarbe auf, die bei manchen Arten noch mehr oder weniger stark blau "angehaucht" sein kann.
Die Flügelunterseiten tragen charakteristische Punktzeichnungen, die häufig zur Unterscheidung der Arten dienen können.
Der Rotklee-Bläuling besiedelt wenig gedüngte und selten gemähte Wiesen, Dämme, Böschungen, Ruderalflächen und Streuobstwiesen. In der Roten Liste Hessen 2009 eine Art der Vorwarnliste (V).
Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis)
Der Kleine Sonnenröschen-Bläuling bildet mit dem Großen Sonnenröschen-Bläuling (Aricia ataxerxes) einen Artenkomplex, beide Arten lassen sich über morphologische Merkmale nicht eindeutig voneinander unterscheiden. Der Große Sonnenröschen-Bläuling ist allerdings die seltenere der beiden Arten, die wohl ausschließlich auf trocken-warmen, kalkreichen Magerrasen vorkommt und in Hessen nur aus dem nördlichen Landesteil bekannt ist. Das hier gezeigte Weibchen, welches einen Garten in Mellnau besuchte, kann demnach mit höchster Wahrscheinlichkeit als Kleiner Sonnenröschen-Bläuling bestimmt werden.
Die Raupen des schön gefärbten Bläulings fressen an verschiedenen Storchschnabel-Arten und dem namensgebenden Gewöhnlichen Sonnenröschen. Er entwickelt zwei Generationen im Jahr. Die Oberseiten beider Geschlechter sind übrigens bräunlich gefärbt, dem Männchen fehlt also die in dieser Familie "meist übliche" blaue Flügelfarbe.
Die Rote Liste Hessens 2009 verzeichnet diesen Falter in der Vorwarnliste (V).
Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus)
Den Faulbaumbläuling findet man bei uns bereits im April, meist ist er der erste Bläuling eines Jahres. Er besiedelt ein breites Spektrum an Biotopen, so dass er im Bereich des Burgwalds noch recht verbreitet vorkommt. Seine Raupen entwickeln sich an einer Vielzahl von Kräutern, Stauden und Sträuchern.
Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades)
Seit einigen Jahren ist der Kurzschwänzige Bläuling auch in Hessen in Ausbreitung begriffen. In 2012 konnte er auch erstmals (wieder?) am Rande des Burgwalds in der Nähe von Mellnau beobachtet werden. Offenbar profitiert diese Art durch die überdurchschnittlich warmen Jahre der jüngeren Vergangenheit, so dass sie ihr Haupt-Verbreitungsgebiet, welches in den letzten Jahrzehnten in der Oberrheinebene lag, ausdehnen und viele Regionen wiederbesiedeln konnte.
Seit 2013 ist die Art bei uns sogar an vielen Stellen in recht großer Zahl zu finden. Man darf gespannt sein, ob es ihr gelingt sich dauerhaft in unserer Region zu etablieren.
In der Roten Liste BRD 2011 wird die Art in der Kategorie Vorwarnliste (V) geführt.
Zwerg-Bläuling (Cupido minimus)
Der Zwerg-Bläuling ist unsere kleinste heimische Bläulingsart. Seine Raupen leben fast ausschließlich an den Blüten des Wundklees. Somit ist die Art meist nur in dessen Umfeld an mageren, häufig kalkreichen Standorten zu finden.
Die Rote Liste Hessen 2009 führt die Art in der Kategorie "gefährdet" (3).
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)
Dieser unscheinbare, kleine, zur Familie der Bläulinge zählende Schmetterling besitzt einen äußerst bemerkenswerten und komplizierten Lebenszyklus. Dieser ist eng verzahnt mit den Blüten des Großen Wiesenknopfes, welcher als nahezu einzige Nektarpflanze der Falter dient. Die Blüten fungieren weiterhin als Schlafplatz, auf ihnen finden Balz und Paarung statt und nur hier werden die Eier abgelegt.
Die sich daraus entwickelnden Räupchen fressen zunächst innerhalb der Wiesenknopf-Blüte. Halb erwachsen begeben sie sich aber dann auf den Erdboden, wo sie von ganz bestimmten Ameisenarten (Gattung Myrmica) "adoptiert" und in deren Nest gebracht werden. Im Ameisennest lebt die Bläulingsraupe nun nicht mehr vegetarisch sondern ernährt sich als Räuber von den Ameisenlarven. (Bis zu 600 Stück pro Raupe!) Nach der Überwinterung verpuppt sich die Raupe im Juni und der fertige Falter verlässt das Ameisennest im folgenden Monat. Für den Bestand einer Falterpopulation sind also sowohl die Lebensbedingungen des Großen Wiesenknopfes als auch die der Wirtsameise von existentieller Bedeutung. Ein Paradebeispiel für die Komplexität von Beziehungen in der Natur! Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling wird in der Roten Liste Hessen als "gefährdet" (3) eingestuft. Ein weiterer "Mitspieler" in diesem komplizierten Beziehungsgefüge ist die hoch spezialisierte Schlupfwespe Neotypus melanocephalus, welche die Raupen des Falters parasitiert. (siehe Rubrik "Bienen und Wespen")
Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius)
Bei dem Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius) handelt es sich um eine besonders seltene Art, die sowohl in der hessischen wie auch in der bundesdeutschen Roten Liste als "stark gefährdet" (2) gelistet wird. Er findet sich ferner in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie, ist somit durch europäisches Recht geschützt.
Bislang war der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling in unserer näheren Umgebung nur aus dem Maculinea-Schutzgebiet bei Neustadt bekannt. Auch die Grunddaten-Erhebung für das FFH-Gebiet Wohraaue aus dem Jahr 2006 führte diesen Schmetterling nicht auf. Bereits in 2013 wurden jedoch südlich von Rauschenberg mehrere Exemplare im Rahmen der Untersuchungen zur Ausweitung der Trinkwassergewinnung durch das Wasserwerk Wohratal gefunden. Mit unserem Fund im Folgejahr ca. 1 km weiter nördlich lässt sich nun davon ausgehen, dass die Art sich inzwischen in der Wohraaue etabliert. Ein weiterer Beleg auch gerade für die ökologische Bedeutung des Wohratales.
Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae)
Nach mehreren Jahren, in denen der Falter im Burgwald als verschollen galt, konnten wir im Sommer 2017 in nördlichen Burgwald mit diesem Weibchen die Art wieder nachweisen.
Rote Liste Hessen: "stark gefährdet" (2), RL BRD: Art der Vorwarnliste (V)
Kleiner Feuerfalter (Lycaena phleas)
Der Kleine Feuerfalter gehört noch zu den weit verbreiteten und nicht eben seltenen Tagfaltern. Dabei wird dieser zur Familie der Bläulinge zählende, relativ kleine und auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Falter jedoch häufig übersehen.
Nachdem seine an Ampferarten lebenden Raupen den Winter überstanden haben, kann man den Kleinen Feuerfalter ab April bei uns finden. Er zeigt sich bis in den Oktober hinein (auch häufig in Gärten) und hat innerhalb dieser Zeit vier, an optimalen Standorten möglicherweise auch fünf (!) Generationen gebildet, welche sich stark überschneiden. Die Individuenzahl nimmt dabei im Normalfall mit den Generationen zu, so dass im Spätsommer mit den meisten Faltern zu rechnen ist.
Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus)
Der Braune Feuerfalter lässt sich an der schwefelgelben Färbung seiner Hinterflügelunterseiten erkennen. Seine Raupen entwickeln sich an Kleinem und Großem Sauerampfer. Auch dieser schöne Falter bevorzugt als Lebensraum extensiv genutztes Grünland, sowie Waldränder, Schneisen, Lichtungen und Ackerbrachen, wo man ihn von Mai bis September finden kann. Die Rote Liste Hessens 2009 führt ihn als eine Art der Vorwarnliste (V), in einigen anderen Bundesländern liegt sein Gefährdungsgrad bereits höher.
Foto oben: Weibchen; Foto unten: Männchen
Das gemeinsame Merkmal, der zur Familie der Bläulinge zählenden Zipfelfalter, sind die kurzen Schwänzchen, die sich an den Hinterflügel-Enden befinden. Der hübsche Nierenfleck-Zipfelfalter fällt durch seine orangefarbigen Flügelunterseiten auf.
Lediglich die Weibchen tragen auf den Oberseiten der Vorderflügel die namensgebenden nierenförmigen, orangefarbenen Flecken.
Ansonsten sind die Oberseiten bei beiden Geschlechtern braun. Der Falter fliegt von Juli bis Anfang Oktober in gebüschreichen Feldfluren und Heckenlandschaften, an Waldrändern, Lichtungen, Streuobstwiesen, buschigen Hängen und Böschungen aber auch in Gärten im Siedlungsbereich.
Als Nahrungspflanze für die asselförmige, fein gezeichnete Raupe dient vor allem die Schlehe, aber auch Pflaume, Kirsche und Zwetschge.
Die Rote Liste Hessen 2009 führt diesen Falter als eine Art der Vorwarnliste (V) auf.
Dank an G. Steckbauer (Schönstadt) für das Ermöglichen des Raupenfotos.
Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni)
Bereits ab Ende Mai ist der Pflaumen-Zipfelfalter bei uns zu finden. Auch seine Raupen entwickeln sich vorwiegend an Schlehe, seltener auch an Zwetschge, Mirabelle und Pflaume. Durch radikale "Pflegemaßnahmen" an Schlehenhecken und -gebüschen, wie dem großflächigen "auf den Stock setzen", ist sein bevorzugter Lebensraum trotz der weiten Verbreitung der Schlehe inzwischen gefährdet. Einzelne Populationen können so schnell vernichtet werden. In der Roten Liste Hessen 2009 wird dieser schöne Falter, der durch seine orangefarbene Binde und der deutlichen Punktreihe auf der Hinterflügel-Unterseite zu erkennen ist, bereits in der Vorwarnliste (V) geführt.
Grüner Zipfelfalter (Callophrys rubi)
Zwar zählt der Grüne ( auch genannt Brombeer-) Zipfelfalter zu den eher kleinen Tagfaltern, doch stellt er eine echte Schönheit innerhalb unserer heimischen Tagfalter-Fauna dar. Er weist als einziger komplett grüne Flügelunterseiten auf, die bei "frischen" Exemplaren und entsprechendem Lichteinfall ein wunderbares Farbspiel zeigen. Da er sich stets mit geschlossenen Flügeln niedersetzt, bekommt man die einfarbig bräunlichen Flügeloberseiten höchstens im Flug zu sehen. Schon ab Ende April lässt er sich bei uns an sonnigen Waldrändern, entlang von Hecken, auf Waldlichtungen und Ruderalflächen entdecken. Seine Raupen ernähren sich an einer Vielzahl von Wirtspflanzenarten, u.a. Brom- und Himbeere, Ginster, Hartriegel, Heidel- und Preiselbeere usw. Die Überwinterung erfolgt als Puppe. In den Roten Listen Hessen 2009 und BRD 2011 gehört dieser Falter jeweils in die Vorwarnliste (V).
Blauer Eichen-Zipfelfalter (Favonius quercus)
Die Raupen des Eichen-Zipfelfalters fressen an den Blüten und später an den Blättern von Eichen.
Man geht bei dieser Art davon aus, dass sie zu den häufigsten Tagfaltern gezählt werden kann. Da sich die Tiere jedoch fast ausschließlich in den Wipfelregionen der Bäume aufhalten, gelingen Sichtungen jedoch ausgesprochen selten. Nur gelegentlich halten sie sich in Bodennähe auf und saugen an Blüten oder feuchten Erdstellen.
Das gezeigte Weibchen wies vermutlich durch einen "Schlupfunfall" deformierte Flügel auf, die es ihr unmöglich machten zu fliegen.