Wie nahezu alle Wälder in Mitteleuropa ist auch der Burgwald, so wie wir ihn heute kennen, das Produkt einer Jahrhunderte langen Nutzung durch den Menschen.
Mit einer gesteigerten Sensibilität für ökologische Zusammenhänge und der Erkenntnis, dass nicht nur tropische, sondern auch heimische Wälder durch anthropogene Faktoren negativ beeinflusst und gefährdet werden (Stichwort: Luftverschmutzung/Saurer Regen), setzte sich Mitte der 80er Jahre auch im Burgwald die "naturgemäße und nachhaltige" Waldwirtschaft durch. Diese beinhaltet u. a. die Grundsätze,
- nur so viel Holz zu nutzen, wie nachwachsen kann
- Mischwälder zu begründen und zu fördern
- die natürliche Verjüngung zu fördern
- standortgerechte Baumarten anzubauen
- strukturreiche und altersgemischte Wälder zu erhalten
- Kahlschläge und sogenannte Altersklassenwälder zu vermeiden
- die vielfältigen Funktionen des Waldes zu erhalten und zu schützen
Mit diesen Maßnahmen sollte langfristig die Nutzung und der Schutz des Waldes miteinander in Einklang gebracht werden.
Seit einigen Jahren lässt sich allerdings ein immer höherer Nutzungsdruck, nicht nur auf den Burgwald, beobachten. In erster Linie verursacht durch stetig steigende Energiepreise, erfährt der umwelt- und klimafreundliche Rohstoff Holz eine "Renaissance". Verbunden mit dem Bestreben durch die gestiegene Nachfrage die chronisch klammen öffentlichen Kassen auszugleichen, wird dieser, eigentlich begrüßenswerten Entwicklung mit einer Intensivierung der Forstwirtschaft begegnet, die geradezu "industrielle" Züge annimmt.
Der damit einhergehende verstärkte Einsatz von immer "leistungsstärkeren", rationell arbeitenden, sprich größeren und schwereren Forstmaschinen, muss kritisch betrachtet werden. Ihre negativen Auswirkungen auf den Wald sind vielerorts zu beobachten und erfüllen uns und, wie wir aus entsprechenden Rückmeldungen entnehmen können, auch viele Bürger mit Sorge.
Der Holzeinschlag mittels Harvester ist inzwischen die Regel.
Immer schwerere Maschinen bedeuten immer größere Belastungen für den Waldboden innerhalb der Waldflächen. Untersuchungen in Süddeutschland und der Schweiz belegen, dass die hoch verdichteten Böden dabei für Jahrzehnte geschädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Immer größere Maschinen bedeuten immer größere Schäden an Forst- und Waldwegen.
Diese Wegeschäden müssen mit entsprechendem Gerät und Aufwand wieder beseitigt werden.
Für die großen und schweren Holztransport-Fahrzeuge müssen die Forstwege entsprechend "stabil" ausgeführt werden, d. h. Wege werden verbreitert, begradigt und mit ortsfremden Material aufgeschottert und verfestigt.
Zum großen Teil ist dies den Forderungen der holzverarbeitenden Betriebe geschuldet, die von der Forstverwaltung verlangen, dass die Haupt-Abfuhrwege sommers wie winters für die Befahrung von 40to. schweren Langholztransportern ausgelegt sein müssen! Viele schützenswerte Pflanzen wachsen im Burgwald entlang der Forstwege und sind durch solche Baumaßnahmen bedroht. (Kleines Wintergrün, Geflecktes Knabenkraut, Pyramidengünsel, Bärlappe etc. ...)
Selbst Schutzgebiete werden mancherorts negativ beeinflusst, dabei sollte doch hier besonders sensibel auf die Belange des Naturschutzes geachtet werden.
Holzlagerung innerhalb eines NSG.
Holzlagerung auf einem Bestand des Sprossenden Bärlapps innerhalb eines NSG! Im entsprechenden Maßnahmenplan für die Pflege dieses FFH- und Naturschutzgebietes findet sich explizit der Hinweis, dass Holzlagerung auf Standorten solch sensibler Pflanzen entlang der Wege zu unterbleiben hat.
Wo mit schwerem Gerät gearbeitet wird, kann auf schützenswerte Pflanzen kaum Rücksicht genommen werden. Ob die Maschinenführer überhaupt über ein entsprechendes Fachwissen verfügen, um sensible Pflanzen zu erkennen, darf bezweifelt werden.
Auch wenn wir uns im Burgwald glücklich schätzen können, auf Seiten der Forstbehörden vor Ort Akteure zu finden, die dem Naturschutz im Wald einen sehr hohen Stellenwert einräumen, unterliegt deren Handeln natürlich vielen - nicht zuletzt wirtschaftlichen - Zwängen.
Bei den immer größer werdenden Revieren und damit steigenden Anforderungen u.a. an die Verwaltungsarbeit, wird es für die zuständigen Revierleiter zunehmend schwieriger, jeden Quadratmeter "ihres Waldes" zu kennen und jede schützenswerte Art bei forstlichen Arbeiten im Auge halten und schonen zu können. Eine wünschenswerte permanente Begleitung von Forstarbeiten, die zudem häufig von ortsunkundigen Fremdfirmen durchgeführt werden, ist von den Revierförstern leider zeitlich kaum zu gewährleisten.
Wir sprechen uns daher ausdrücklich gegen eine weitere Vergrößerung oder Zusammenlegung der Forstreviere aus!
Hier ist ein Bestand der Rentierflechte Cladonia portentosa (RL: gefährdet, FFH-Anhang V) bei Fällarbeiten zu Schaden gekommen.
Viele Burgwaldbesucher fragen sich bei den alljährlich an den Forstwegen aufgeschichteten Holzbergen, ob die "Nachhaltigkeit" in der Waldbewirtschaftung tatsächlich gewährleistet ist. An manchen Stellen bleiben die Holzpolter lange liegen, da die Holz verabeitenden Betriebe dadurch ihrerseits Lagerkapazitäten abbauen können.
Selbst das beim Durchforsten anfallende und früher als wertlos betrachtete Restholz lässt sich heutzutage als Hackschnitzel und Pellets vermarkten und wird dem Nährstoffkeislauf des Waldes entzogen.
Für ein gut funktionierendes und stabiles Ökosystem Wald sind alte Bäume und solche, die man einem natürlichen Alterungs- und Zerfallsprozess überlässt, von existenzieller Bedeutung. Leider sind aber gerade die alten, kapitalen Bäume auch für die Forstwirtschaft die wertvollsten und begehrtesten Bäume. Hier ein Buchenstamm mit mehr als 140 Jahresringen.